Expertentipps: Meine erste Gehaltsverhandlung
Ratschläge für eine erfolgreiche erste Gehaltsverhandlung für Hochschulabsolventen von Remigiusz Smolinski, Honorarprofessor für Verhandlungsführung an der HHL Leipzig Graduate School of Management.
Gute Vorbereitung ist die halbe Miete
Zunächst sollte man möglichst viele Daten sammeln. Dazu gehören Informationen wie Durchschnittsgehälter von Absolventen der eigenen Uni oder wo man im Ranking des eigenen Jahrgangs steht. Daraus lassen sich ein konkretes Wunschgehalt sowie die minimale Gehaltsvorstellung ableiten, an der als Untergrenze auch festgehalten werden sollte.
Studien zeigen, dass der Ehrgeiz von Absolventen positiv mit ihren Verhandlungsergebnissen korreliert. Neben allen Ambitionen sollte man trotzdem vernünftig und flexibel den eigenen Gehaltswunsch argumentieren.
Um Unsicherheit oder Stress während der Gehaltsverhandlung zu vermeiden, sei es laut Smolinski wichtig, sich der möglichen Ausgänge des Gesprächs bewusst zu sein und diese gedanklich durchzuspielen – positiv wie negativ. Klarheit darüber, dass die Verhandlungen nicht nach den eigenen Vorstellungen verlaufen können, verhindern, dass der Absolvent ins Straucheln gerät. Zur guten Vorbereitung gehöre deshalb auch, eine konkrete Alternative in petto zu haben. Wenn im Vergleich zur Alternative die laufende Verhandlung keine besseren Aussichten darstelle, sollte man sie laut des Verhandlungsexperten beenden und sich der Alternative widmen.
Mit selbstsicherem Auftreten überzeugen
Smolinski kennt die Tricks der Personaler. Ein fixes Gehalt für Absolventen etwa soll deutlich machen, dass am vorgegebenen Einstiegsgehalt nichts zu machen sei. Eine augenscheinlich fehlende Verhandlungsbereitschaft ist jedoch kein Grund, nicht trotzdem den Versuch zu starten und das Gespräch zu suchen.
Zudem neigen Recruiter dazu, ihr erstes Angebot am unteren Ende des möglichen Gehaltsrahmens zu platzieren. Deshalb: Nicht gleich annehmen, sondern nachverhandeln und austesten, was an Potential herauszuholen ist. Bei hervorragenden Kandidaten sind Firmen meist dazu bereit, Ausnahmen zu machen und sich auf Gehalts-(Nach-)Verhandlungen einzulassen. Dabei ist es hilfreich, neben Selbstbewusstsein auch die Begeisterung und Leidenschaft für die anstehenden Aufgaben zu betonen, um sein Gegenüber zu überzeugen und für die eigene Offerte zu gewinnen.
Eine Maßnahme, die die Situation grundlegend ändern könnte, stellt eine weitere Verhandlungstaktik dar. Nach der Erwähnung aller gesammelten Daten wird der Personaler darum gebeten, ein faires Angebot zu unterbreiten, das nicht nachverhandelt, sondern vom Bewerber entweder angenommen oder abgelehnt wird. Studien zeigen, dass die Gehaltsofferte in diesen Fällen meist vergleichsweise großzügig ausfällt.