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Digitale Selbstoptimierung und ihre Folgen: 4. Dialog der Gesundheitswirtschaft Bayern in der Hochschule Fresenius München

Digitale Selbstoptimierung und ihre Folgen: 4. Dialog der Gesundheitswirtschaft Bayern in der Hochschule Fresenius München
Ob Fitness-Tracker, Kalorien-App oder Sport- und Ernährungstipps auf YouTube: Der Wunsch nach Selbstoptimierung wird heute auf allen digitalen Kanälen unterstützt. Doch was bringt diese digitale Selbstüberwachung? Welche Folgen resultieren daraus für das Solidaritätssystem unserer Krankenkassen? Wird es bald unterschiedliche Beiträge geben, je nachdem, wie gesund man lebt? Und wie kann die Branche darauf reagieren? Diese und weitere Fragen haben jetzt hochkarätige Akteure des Gesundheitswesens in der Hochschule Fresenius München in Kooperation mit der Stiftung Münch und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG diskutiert. Mit dabei waren Daniel Bahr, Vorstand Ressort Leistungsmanagement und Vertrieb Allianz Private Krankenversicherungs-AG München und Bundesminister für Gesundheit a. D., Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin BARMER Bayern und Dr. Fabian Karsch, Gesundheitssoziologe von der TU München. Moderiert wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Andreas Beivers, Studiendekan Health Economics (B.A.), Management und Ökonomie im Gesundheitswesen (B.A.) der Business School an der Hochschule Fresenius in München.

Grundsätzlich spreche nichts dagegen, dass immer mehr Patienten die Selbstvermessung via Smartphone für sich entdeckten, waren sich die Experten einig. Viele Menschen wollten mittels Self-Tracking vor allem mehr über sich erfahren. Allerdings stelle sich stets die Frage, wo die erfassten Daten gespeichert und wofür sie verwendet würden. Das müsse im Sinne der Nutzer transparent sein, sagten die Experten. Der ehemalige Gesundheitsminister Daniel Bahr sprach über die Herausforderungen und Chancen der digitalen Selbstoptimierung aus Sicht der privaten Krankenversicherungen. Seiner Meinung nach können digitale Anwendungen zur Selbstoptimierung Anreize dazu setzen, gesünder zu leben.

Dr. Claudia Wöhler, Geschäftsführerin der Barmer Landesvertretung Bayern, betrachtete die Selbstoptimierung von der anderen Seite aus, nämlich aus Sicht der gesetzlichen Krankenversicherungen. Sie findet, dass digitalisierte Medizin Bestandteil der Versorgungsprozesse sei müsse. Für die gesetzlichen Krankenversicherer sei die digitale Selbstoptimierung aber zugleich eine Herausforderung. Wöhler stellte auch einige Apps für die Mitglieder der BARMER-Versicherung vor, darunter die Bewegungs-App „Fit2go“, den „Teledoktor“, für den medizinische Experten rund um die Uhr Frage und Antwort stehen und das „Arztnavi“, mit dessen Hilfe der passende Arzt für jeden Versicherten gefunden werden soll.

Mögliche Risiken von Gesundheits-Apps erörtere der Gesundheitssoziologe Dr. Fabian Karsch von der TU München. Seiner Meinung nach könnten die Apps im negativen Sinne soziale Kontrolle, Diskriminierung, Überwachung und Paternalismus verursachen, im positiven Sinne aber Gesundheitskompetenz stärken. Er referierte auch über den Begriff Gesundheit an sich, unter dem man lange Zeit lediglich die Abwesenheit von Krankheit verstanden habe. Heute dagegen sei Gesundheit etwas, dass viele Menschen ständig steigern wollten.

Zum Abschluss gab es eine Podiumsdiskussion mit Daniel Bahr, Sebastian Gaede, Thomas Rüger und Dr. Claudia Wöhler, die Prof. Dr. Andreas Beivers moderierte. Die zentrale Frage der Diskussion war, ob Ärzte bald durch künstliche Systeme ersetzt werden.

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