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Neuer Dividendenrekord knapp verpasst

Mit 36,7 Mrd. Euro schütten die börsennotierten deutschen Unternehmen 2013 rund 5,4 Prozent mehr aus als im Vorjahr. Damit liegt das Dividendenvolumen der rund 700 in Prime, General und Entry Standard gelisteten Gesellschaften trotz zahlreicher Anhebungen weiterhin leicht unter der Bestmarke aus dem Jahr 2008 (38,4 Mrd. Euro) - nur im MDAX und im TecDAX wurden neue Ausschüttungsrekorde erzielt. Zu diesem Ergebnis kommt die 4. Auflage der dips/DSW Dividendenstudie, einer vom Deutschen Institut für Portfolio-Strategien an der FOM Hochschule (dips) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erstellten Analyse.

Deutsche Telekom, Siemens und BASF zahlen am meisten

„Der Dividendenjahrgang 2013 hält durchaus einige Highlights bereit“, resümiert Christian W. Röhl, Fachbeiratsvorsitzender des dips und gemeinsam mit Institutsdirektor Prof. Dr. Eric Frère Autor der Studie. So werden in diesem Jahr voraussichtlich 136 der insgesamt 160 in den Auswahl-Indices DAX, MDAX, SDAX und TecDAX enthaltenen Gesellschaften eine Dividende zahlen - mehr als je zuvor. Auch die Ausschüttungsbereitschaft verdient Respekt: Sowohl im DAX als auch im MDAX hebt gut die Hälfte der Unternehmen die Dividende an; parallel wird nur auf jede sechste Aktie weniger ausgeschüttet als im Vorjahr. Am meisten überweist wie - in den Vorjahren - die Deutsche Telekom (3,0 Mrd. Euro), gefolgt von Siemens (2,6 Mrd. Euro) und BASF (2,4 Mrd. Euro). Im MDAX ist dank einer Sonderausschüttung ProSiebenSat.1 der Dividenden-Krösus, im SDAX liegt Balda vorn.

Unterhalb der Auswahl-Indices schüttet nur jedes dritte Unternehmen aus

Lange Gesichter gibt es dagegen bei den Aktionären von Lufthansa und ThyssenKrupp; beide Unternehmen, die im Vorjahr zusammen noch knapp 350 Mio. Euro ausgeschüttet hatten, zahlen in diesem Jahr keine Dividende. „Die ganz große Enttäuschung ist und bleibt aber das Nebenwerte-Segment“, stellt DSW-Landesgeschäftsführerin Christiane Hölz fest und verweist darauf, dass abseits der Auswahl-Indices weiterhin nur jedes dritte Unternehmen ausschüttet. Besonders eklatant ist die Situation im General Standard: Mehr als 25 Prozent der in der unteren Etage des regulierten Aktienmarktes versammelten Unternehmen haben zwar im zurückliegenden Geschäftsjahr einen Gewinn erzielt, wollen ihre Aktionäre daran aber überhaupt nicht beteiligen.

Diskrepanz zwischen Gewinn- und Dividendenwachstum

Die Ausschüttungsquote bleibt allerdings auch in den höheren Segmenten ein Kritikpunkt, den die DSW-Sprecher wieder auf zahlreichen Hauptversammlungen vorbringen werden: Nicht einmal ein Fünftel der DAX-, MDAX-, SDAX- und TecDAX-Konzerne schüttet mindestens die Hälfte des Vorjahresgewinns an die Aktionäre aus; zumeist liegt die Ausschüttungsquote um 40 Prozent. „Dass Unternehmen in schwierigen Zeiten liquide Mittel vorhalten, ist zwar bis zu einem gewissen Maß nachvollziehbar“, so Hölz. „Aber zu groß sollte die Diskrepanz zwischen Gewinn- und Dividendenwachstum nicht werden, schließlich wird mit der Dividende auch das Vertrauen der Aktionäre entlohnt.“

Nur Fresenius, FMC, Fuchs und STRATEC mit zehn Erhöhungen in Folge

Indes müssen deutsche Aktiengesellschaften nicht nur spendabler werden, sondern auch die Dividendenkontinuität erhöhen. „Nur 30 Firmen, also nicht einmal fünf Prozent aller börsennotierten Unternehmen, haben ihre Dividende in den vergangenen zehn Jahren nie gesenkt“, bilanziert dips-Direktor Prof. Frère und verweist darauf, dass selbst im DAX mit Fresenius, Fresenius Medical Care, Henkel, Linde, Münchener Rück und Siemens nur sechs Gesellschaften seit 2004 ohne Dividendenkürzung ausgekommen sind. Investment-Ansätze wie die in den USA sehr populäre „Dividend Aristocrats“-Strategie, die ausschließlich auf Unternehmen setzt, die ihre Ausschüttung mindestens 25 Jahre in Folge erhöht haben, sind hierzulande mangels Masse ohnehin nicht umsetzbar. „Sogar wenn man den Referenzzeitraum auf zehn Jahre verkürzt, bleiben lediglich vier Gesellschaften mit einer nur aus Anhebungen bestehenden Historie“, erklärt Prof. Frère und nennt Fresenius, Fresenius Medical Care, Fuchs Petrolub sowie den im TecDAX notierten Biotech-Zulieferer STRATEC Biomedical, der seine Dividende seit 2004 pro Jahr um durchschnittlich 40 Prozent gesteigert hat.

Dividendenzahlung als Qualitätsmerkmal und Performance-Indikator

Dass bei den meisten Unternehmen immenser Nachholbedarf in punkto Dividendenkontinuität und Ausschüttungsquote besteht, wiegt umso schwerer, als dies die beiden Faktoren sind, die das Anlageergebnis am stärksten beeinflussen. „Wer seit 2004 stets zu Jahresanfang die 12 bis 15 Aktien aus DAX, MDAX, SDAX und TecDAX gekauft hat, die den Großteil ihres Gewinns ausschütten und in den fünf Jahren zuvor zumindest immer eine Dividende gezahlt haben, konnte bis Ende 2012 im Durchschnitt eine Rendite von 17,9 Prozent p. a. einfahren. Die Gesamtheit der in den Auswahl-Indices enthaltenen Titel kommt derweil nur auf einen Gewinn von 9,5 Prozent p. a.“, kommentiert Christian W. Röhl die Langfrist-Analyse zur Wechselbeziehung zwischen Dividendenpolitik und Wertentwicklung.

Diese kommt überdies zu der Erkenntnis, dass die Bedeutung der Dividendenrendite häufig überschätzt wird. „Ein Zusammenhang zwischen der Frage, ob eine Aktie zu renditestärksten Titeln am Markt gehört, und dem Anlageergebnis der folgenden zwölf Monate ist empirisch nicht nachweisbar“, so Röhl weiter. Ein für Investoren viel wichtigeres Qualitätsmerkmal ist die Dividendenzahlung an sich – auch im Umkehrschluss: DAX-, MDAX-, SDAX- und TecDAX-Werte, die ihre Aktionäre leer ausgehen lassen, hinken der Performance des Gesamtmarkts im Folgejahr um durchschnittlich zwei Drittel hinterher.

Die Ergebnisse der Studie stehen als PDF-Dokument zum Download bereit.

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