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ESMT-Professor für Studie zu „Crowd Science“ ausgezeichnet

ESMT-Professor für Studie zu „Crowd Science“ ausgezeichnet
Henry Sauermann, Associate Professor for Strategy an der ESMT Berlin, ist für seine Forschung zum Thema „Crowd Science“ mit dem Richard R. Nelson Preis 2018 ausgezeichnet worden. Als Crowd Science gelten Wissenschaftsprojekte, die die Öffentlichkeit aktiv in den Forschungsprozess einbeziehen und typischerweise über Online-Plattformen organisiert werden. Sie reichen etwa von der Entdeckung neuer Planeten über die Erfassung der Bewegungen von Zugvögeln bis hin zur Lösung komplexer mathematischer Probleme. Da Crowd Science auf die Mitwirkung von Freiwilligen aus der Bevölkerung angewiesen ist, wird sie auch als „Bürgerwissenschaft“ bezeichnet.

Die nun ausgezeichnete Studie, entstanden in Zusammenarbeit mit Chiara Franzoni vom Politecnico di Milano, ist mit Blick auf die wachsende Bedeutung der Crowd Science besonders relevant. Regierungen und Förderorganisationen in Europa und den Vereinigten Staaten unterstützen die Bürgerwissenschaft seit einigen Jahren aktiv. Eine Reihe von Projekten hat bereits zu Publikationen in hochrangigen Fachmagazinen geführt. Die 2014 in Research Policy veröffentlichte Arbeit von Sauermann und Franzoni hat als erste das Konzept der Crowd Science in die Bereiche Management und Wirtschaftswissenschaften eingeführt und den Rahmen für ein besseres Verständnis derartiger Projekte geschaffen. Schlüsselmerkmale, die Crowd Science von der „traditionellen“ Wissenschaft unterscheiden, sind die Offenheit gegenüber einer Vielzahl von unbekannten Mitwirkenden sowie der offene Austausch von Zwischenergebnissen.

„Unter dem Oberbegriff Crowd Science tummelt sich jedoch eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten“, betont Sauermann. „Wir haben die verschiedenen Projekte entlang zweier Hauptachsen eingeteilt: Qualifikationsanforderungen und Komplexität der Aufgaben.“ So haben sich etwa bei dem bereits abgeschlossenen Projekt „Galaxy Zoo“ über 250.000 Freiwillige ohne besonderen wissenschaftlichen Hintergrund durch eine scheinbar endlose Zahl an Weltraumaufnahmen gearbeitet. Andere Projekte wie „Polymath“ sind dagegen eher auf Experten beschränkt. Dabei diskutieren und lösen Berufs- und Hobbymathematiker komplexe mathematische Probleme, für die einzelne Wissenschaftler bisher keine Lösung finden konnten.

Da die Crowd eine wertvolle sowie kostengünstige Ressource von Arbeitskräften und Wissen für professionelle Forschungsteams darstellt, ist Crowd Science besonders für Förderorganisationen interessant, schreiben die Autoren. Neben einer im Vergleich zu traditioneller Forschung höheren Effizienz versprechen die Projekte durch den offenen Umgang mit Zwischenergebnissen auch „einen größeren Nutzen für den wissenschaftlichen Fortschritt allgemein“, da Folgestudien nahtlos auf Daten und Ergebnisse von Crowd-Science-Projekten zugreifen können. In neueren Arbeiten haben Sauermann und Franzoni einige dieser Vorteile quantifiziert und so das Potenzial der Crowd Science demonstriert.

Der Richard R. Nelson Prize wird alle zwei Jahre für den besten Fachartikel in Research Policy oder Industrial and Corporate Change vergeben und beinhaltet ein Preisgeld von 2.500 US-Dollar. Für die 2018er Ausgabe wurden Artikel aus dem Zeitraum zwischen 2013 und 2017 berücksichtigt.

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