Innovationschampions in FreibergWirtschaftswissenschaftliches Symposium zu den Erfolgsfaktoren innovativer Unternehmen
Ende letzter Woche präsentierten und diskutierten unter der fachlichen Leitung von Prof. Dr. Michael Nippa (Lehrstuhl für Unternehmensführung und Personalwesen) an der Technischen Universität BA Freiberg führende Unternehmerpersönlichkeiten, Fachexperten und Wissenschaftler im Rahmen des zweitägigen Symposium ‚Die Organisation von Innovationschampions’ unterschiedliche Ansätze, Best Practices und Methoden zur nachhaltigen Förderung unternehmerischer Innovationsfähigkeit. Professor Nippa und der Dekan der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Professor Helmuth Albrecht, betonten in Ihren Begrüßungsreden sowohl die essentielle Rolle von Innovationen für den Erhalt bzw. den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland als auch die Notwendigkeit, organisatorische Strukturen und Prozesse so zu gestalten, dass sie Produktinnovationen nicht nur nicht behindern, sondern aktiv fördern.
In seinem Eröffnungsreferat verdeutlichte Alexander von Witzleben, Vorstandsvorsitzender der Jenoptik AG, eindrucksvoll die Relevanz von Innovationszentren für die regionale Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung sowie den unternehmerischen Erfolg einer konsequenten Ausrichtung auf Innovationen. Der Kooperation zwischen Universitäten und Unternehmen käme dabei eine besondere Bedeutung zu. Erfolgreiche Beispiele und notwendige Voraussetzungen des Transfers natur- und ingenieurwissenschaftlicher Erkenntnisse in marktfähige Produkte veranschaulichte Professor Dr. Stefan Seeger, Direktor des Physikalisch-Chemischen Instituts der Universität Zürich und Gründer der Molecular Machines & Industries AG. Die Generierung erfolgreicher Ideen und Produkte wird seinen Erfahrungen nach weder von einer reinen Technologieorientierung – und damit den Naturwissenschaftlern und Ingenieuren – noch von der ausschließlichen Marktsicht der Ökonomen gefördert. Notwendig ist vielmehr eine frühzeitige und anhaltende interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die key-note Redner hoben in diesem Zusammenhang unisono gemeinsame Unternehmensführungen von Kaufleuten und Ingenieuren sowie Doppelqualifikationen wie beispielsweise Wirtschaftsingenieur- oder Wirtschaftschemiestudien als zukunftsweisend und erfolgversprechend heraus.
In mehreren Referaten wurde den Teilnehmern ein fundierter Überblick über Erfolgsfaktoren des Innovationsmanagements vermittelt. Neben Best Practice-Modellen aus der Beratungspraxis (Dr. Kai Engel, Principal bei AT Kearney und Rainer Horn, Mitglied der Geschäftsführung bei Booz Allen Hamilton) standen empirische Ergebnisse zu den Charakteristika besonders innovativer deutscher Mittelständler (Rudolf Dömötör, Research Assistant an der Wirtschaftsuniversität Wien) im Vordergrund. Der Erfahrungsbericht des mittelständischen Softwareherstellers GROUP Technologies AG (Frank Kresse, Vorstand und CTO) für die Durchsetzungsmöglichkeiten von KMUs im "globalen Haifischbecken" als auch die Erfahrungsberichte der Basler AG (Herr Dr. Andres Sander, Head of Electronics R&D) und von Rohde & Schwarz (Herr Oliver Winkel, Leiter Change Management) zeigten vor allem den erschienenen Unternehmern, aber auch den Studierenden sehr praxisnah und offen Problemfelder der Innovationsförderung in ihren Unternehmen und differenzierte Lösungsansätze auf.
Wie man durch eine konsequente Lern- und Wissenskultur mit und ohne informationstechnischer Unterstützung die Innovationsfähigkeit in Unternehmen gezielt fördern kann, demonstrierte Professor Dr. Joachim Niemeier, Geschäftsführer des Dresdner Erfolgsunternehmens T-Systems Multimedia Solutions GmbH, das derzeit sein 10-jähriges Jubiläum feiert. Mit der 3M Deutschland GmbH war auf dem Symposium auch der Konzern vertreten, der seit Jahren weltweit zu den Innovationschampions zählt. In ihrem gemeinsamen Vortrag zeigten Marion Wenge (Mitglied der Geschäftsführung) und Manfred Kremer (Leiter Öffentlichkeitsarbeit) auf, wie wichtig es in der Regel ist, als Erster "auf dem Markt" zu sein. Wer erinnert sich noch an den Zweiten oder Dritten auf dem Mount Everest oder dem Mond? Um schnell und innovativ zu sein, bedarf es einer Innovationskultur, die auf wichtigen, vor allem mitarbeiterbezogenen Säulen (z.B. die Ausbildung von Mitarbeitern in cross-funktionalen Teams) ruht.
Mit anschaulichen Beiträgen und anregenden Präsentationen fesselten Vertreter der Autokonzerne BMW Group und Daimler Chrysler AG die Anwesenden. Im Mittelpunkt des Innovationsmanagements insbesondere von Unternehmen in so genannten reifen Märkten steht der Kunde bzw. die Bedürfnisse unterschiedlicher Kunden-gruppen, die Schaffung von Markenprofilen sowie der Abgleich zwischen dem technisch Machbaren und wirtschaftlich Sinnvollen, da waren sich Martin Ertl (Teamleiter Innovationsimpulse bei BMW) und Gerald Mischke (Manager Prozesse und Tools bei DaimlerChrysler) einig. Gerald Mischke erweiterte die Perspektive des Publikums indem er vor allem verdeutlichte, dass wirtschaftswissenschaftliche Zusammenhänge und insbesondere das Innovations- und Investitionsverhalten von Unternehmen grundlegenden mathematischen Gesetzen folgt.
Am Ende zweier Tage mit kompakten und vielfältigen Einblicken in das Innovationsgeschehen in deutschen Unternehmen waren sich alle Teilnehmer in drei Punkten einig: Erstens, innovative deutsche Unternehmen werden auch in Zukunft auf dem globalen Markt Erfolg haben und qualifizierte Arbeitsplätze in Deutschland schaffen. Zweitens, ihre Innovationskraft hängt von einer geeigneten Organisation und vor allem von hungrigen, wissbegierigen und motivierten Mitarbeitern ab. Drittens, die Veranstaltung sollte auch in Zukunft zu den Ausbildungsschwerpunkten der Ausbildung "Unternehmensführung und Personalwesen" gehören.
Weitere Informationen zu den einzelnen Fachvorträgen dieses Symposiums sowie zu den Veranstaltungen der Vorjahre (2001: Corporate Governance, 2002: Markterfolg in China, 2003: Erfolgsmechanismen der Top-Management-Beratung, 2004: Anreiz- und Vergütungssysteme für Fach- und Führungskräfte) erhalten Sie hier.